Zwei Menschen

Ein aufsehenerregendes Künstlerpaar ließ sich 1901 vor den Toren Hamburgs nieder: der gefeierte Dichter Richard Dehmel (1863-1920) und seine kunstliebende Frau Ida (1870-1942). Beide waren in fortschrittlichen Kunstkreisen Europas zuhause und zählten zu den Wegbereitern der Moderne. Zum 100. Todestag Richard Dehmels und zum 150. Geburtstag Ida Dehmels zeigte die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg 2020 die Ausstellung "Zwei Menschen. Richard und Ida Dehmel in Hamburg". 

Das Buch "Zwei Menschen" ist ein von Richard Dehmel gestaltete Romanze in Versen, die bedeutende Maler und Komponisten inspirierte. Schon in Berlin hatte der Dichter im Austausch mit europäischen Schriftstellern und Künstlern wie August Strindberg, Edvard Munch und Stanisław Przybyszewski gestanden, während Ida Dehmel einen Salon betrieb. So waren sie mit vielen bedeutenden Zeitgenossen persönlich bekannt. Enge Freundschaft bestand zu Peter Behrens. Man verkehrte im Kreis um Harry Graf Kessler, Henry van de Velde und im Nietzsche-Archiv in Weimar. 

Interieur von 1901 in der Wohnung Parkstraße, Blankenese.

In Wien trafen die Dehmels auf Adolf Loos, Stefan Zweig und Gustav Mahler. Sie besuchten Max Klinger und Max Liebermann in ihren Ateliers, wechselten Briefe mit Gerhart Hauptmann, Thomas Mann, Romain Rolland und Emile Veraeren. Walther Rathenau schätzte sie, Alfred Lichtwark legte Wert auf Richard Dehmels Kunsturteil. In Hamburg fanden die Dehmels in dem Dichter Detlev von Liliencron und den an die Kunstgewerbeschule berufenen Künstlern wie Richard Luksch und Elena Luksch-Makowsky einen örtlichen Kreis.

Ab 1912 lebten Richard und Ida Dehmel als Mittelpunkt eines selbst geschaffenen Gesamtkunstwerks aus Dichterhaus, Mobiliar, Kunstwerken, Archiv und Garten, das zum Treffpunkt für Künstler aus dem In- und Ausland wurde. Doch schon 1920 starb der Dichter. Seine Witwe pflegte den Nachlass und belebte das Haus mit Führungen und Vorträgen neu, bis sie ab 1933 als Jüdin ausgegrenzt wurde und sich 1942 das Leben nahm. Das Dehmelhaus, das besonders dank der Tochter Vera Tügel und ihrem Sohn Tim Tügel noch heute besteht, erinnert an diese zwei Menschen - das literarische Liebespaar der Jahrhundertwende.

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